“Ein Junge wird geboren. Er ist gesund und auch wunderschön. Der Knabe hat zum Entsetzen der Eltern nur einen einzigen Fehler: Anstatt des üblichen Bauchnabels hat das Kind, an genau dieser Stelle, eine goldene Schraube. Die Eltern achten peinlich darauf, dass niemand diesen Makel zu sehen bekommt. Sie reisen von Arzt zu Arzt und von Stadt zu Stadt. Aber niemand kann ihnen helfen - niemand weiß Rat. Weder mit List und Tücke noch mit Gewalt: Die Schraube bleibt und bewegt sich keinen Milimeter.
Schließlich wird aus dem Kind ein erwachsener Mann. Wie die Eltern hat nun auch der Mann nur ein Bestreben: Die goldene Schraube muss weg.
Von Kontinent zu Kontinent reist er nun umher und in Indien bekommt er schließlich Rat: Hoch oben im Himalaja sei ein Baum, und dort kann er die Lösung finden. Der Mann macht sich auf die lange, beschwerliche Reise. Und tatsächlich, an der beschriebenen Stelle ist der besagte Baum. Sehr müde schläft er erstmal mit seinem goldenen Bauchnabel ein. Er träumt einen langen Traum, an dessen Ende er einen Busch findet, der unzählige goldene Werkzeuge trägt. Eines dieser Werkzeuge ist ein goldener Schraubenschlüssel, der genau die Größe seiner Bauchnabelschraube hat. Im Traum nimmt er sich diesen Schlüssel und setzt ihn an seinem Bauchnabel an. Und in der Tat - mit diesem Schlüssel kann er sich spielend seine goldene Schraube öffnen.
Lange Zeit später wacht der Mann etwas benommen unter dem Baum im Himalaja auf. Er erinnert sich noch deutlich an den Traum. Plötzlich wird ihm klar, was er geträumt hat, und er reißt sich das Hemd aus der Hose und schaut auf seinen Bauch: Die goldene Schraube ist weg!
Ein Gefühl der Glückseligkeit überströmt ihn. Er springt auf. Hinter sich hört er ein schepperndes Geräusch. Verwundert schaut er sich um und stellt fest, dass ihm der Hintern abgefallen ist.”
aus Bernhard Trenkle: Das Ha-Handbuch der Psychotherapie€
Wer oder was wären SIE eigentlich ohne Ihr Symptom?